Philipp Kutter Stadtpräsident
Einmal Schulpflege sein
Liebe Leserinnen und Leser
Heute lade ich Sie ein, Mitglied der Primarschulpflege Wädenswil zu werden. Keine Sorge, sie müssen nicht vier Jahre bleiben. Ihre Amtszeit endet mit diesem Text. Stellen Sie sich vor, es ist Januar 2021. Der Kanton Zürich teilt Ihnen mit, wie viele Lehrerstellen Ihrer Schule zustehen. Mit Schrecken stellen Sie fest, dass der Bedarf der Primarschule das Kontinent um satte 9 Lehrerstellen überschreitet. Sie fragen nach, ob man da etwas machen könne. «Njet», heisst es streng. Ihnen bleibt nichts anderes übrig als Klassen aufzuheben. Alle werden überprüft. Im Vordergrund stehen bald die mit besonders wenigen Kindern. Februar 2021: Sie entscheiden in der Schulpflegesitzung, drei Klassen aufzuheben, einen Kindergarten und eine Schulklasse in der Au, eine Schulklasse im Wädenswiler Berg. Es ist die im Schulhaus Langrüti. Sie ist von allen Klassen eine der kleinsten mit 14 Schülerinnen und Schülern. Die Eltern werden informiert, für die betroffenen 4. bis 6. Klässler werden neue Lösungen gesucht. Dazu wird eine Arbeitsgruppe eingesetzt, in der auch die Eltern mitwirken können.
Gerne würden Sie den Kindern ermöglichen, weiterhin im Wädenswiler Berg zur Schule zu gehen. Es wird geprüft, ob im Schulhaus Stocken eine Mehrjahrgangsklasse mit drei Jahrgängen geschaffen werden könnte. Der Plan wird vom Kanton nicht akzeptiert, da der Bedarf an Lehrpersonen zu gross sei. Immerhin gelingt es Ihnen, auch das gegen Widerstand des Kantons, dass wenigstens die 4. Klässler in der Stocken zur Schule gehen können. Einen Schulort ausserhalb des Wädenswiler Bergs müssen nun noch 9 Schulkinder in Kauf nehmen. In der Diskussion wird vieles vermischt. Folgendes ist Ihnen wichtig:
1. Die Aufhebung der Klasse in der Langrüti hat nichts mit der Rückweisung des städtischen Budgets zu tun.
2. Es ist keine «Strafaktion» gegen den Wädenswiler Berg. Das erkennt man nur schon daran, dass auch Klassen anderswo betroffen sind.
Sie haben Verständnis für alle, die die Aufhebung der Klasse im Langrüti bedauern. Sie vermissen aber ein gewisses Verständnis für die Herausforderungen der Schulpflege. Und Sie staunen, dass genau die, welche seit Jahren die Kosten der Primarschule kritisieren, jetzt eifrig Unterschriften sammeln. Das geht nicht auf.
Liebe Schulpflegerin, lieber Schulpfleger, Ihre Amtszeit ist um. Vielen Dank für Ihren grossen Einsatz. Vom Sparen reden ist einfach, wirklich sparen ist ein Knochenjob.
Philipp Kutter
Stadtpräsident