Seit gut einem Jahr ist Stefan Lüthi Geschäftsführer der Standortförderung Zimmerberg-Sihltal. Was er in diesem Jahr gelernt hat, wo es Handlungsbedarf gibt und wie er und sein Team KMU konkret unterstützen möchte, erfahren Sie im Interview.
Anja Kutter
Stefan Lüthi, Sie sind nun seit einem guten Jahr Geschäftsführer der Standortförderung Zimmerberg-Sihltal. Wie waren diese ersten 12 Monate für Sie?
Es war eine spannende und intensive Zeit. Ich durfte interessante Persönlichkeiten kennenlernen und zusammen mit unserem neuen Präsidenten Märk Fankhauser an vielen Gemeinderatssitzungen unsere Ideen präsentieren. Auch die Einladungen zu den Generalversammlungen der Gewerbevereine haben mich gefreut und ermöglichten spannende Kontakte.
Gab es auch überregionale Kontakte?
Ja. Auch auf kantonaler Ebene konnte ich wichtige Kontakte knüpfen bzw. bestehende auffrischen, darunter mit Regierungsrätin Carmen Walker-Späh, mit dem Team der kantonalen Standortförderung sowie mit allen weiteren regionalen Standortförderungen des Kantons.
Welches waren Ihre Ziele im ersten Jahr als Standortförderer?
Das Hauptziel war es, mich als Standortförderer und Ansprechpartner zu etablieren und Vertrauen aufzubauen. Ebenso war es mir ein Anliegen, das neue Mandat reibungslos zu übernehmen und gleichzeitig Ideen für Neues zu entwickeln. Beides ist aus meiner Sicht gelungen. Die Herausforderung besteht nun darin, die vielen Ideen zu priorisieren und das Umsetzbare vom Wünschbaren zu unterscheiden. Wir werden uns nun darauf konzentrieren, die vielversprechendsten Ideen voranzutreiben und so die Standortförderung Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.
Was läuft in Bezug auf die Standortförderung Ihrer Meinung nach gut im Bezirk Horgen?
Die Veranstaltungen laufen gut: Die Bildungskonferenz im März war mit 250 Teilnehmenden sehr gut besucht, ebenso der Treffpunkt im Juni und das Innovationsforum im September mit über 80 Teilnehmenden. Wir profitieren von einem gut funktionierenden Partnernetzwerk. Die Zusammenarbeit mit der kantonalen Standortförderung und der Greater Zurich Area verläuft freundschaftlich und effizient. Der regelmässige Austausch ermöglicht die Nutzung von Synergien, was für eine erfolgreiche Standortentwicklung unerlässlich ist. Auch die Zusammenarbeit mit der ZHAW ist sehr positiv. So durften wir bei der Aufgleisung des «FoodHUB» mitgestalten, welcher nun offiziell gegründet wurde.
Und woran muss noch gearbeitet werden?
Verbesserungspotenzial gibt es im Bereich Projekte. Wir wollen in Zukunft mehr in konkrete Projekte investieren, die wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern – Gemeinden, Verbände, Firmen und Organisationen – vorantreiben.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel im Bereich Areal- und Standortentwicklung. Die Abstimmung zwischen Raumplanung und Standortförderung ist für eine nachhaltige Entwicklung unserer Region zentral. Drei Fragen stehen dabei im Zentrum: Welche Arbeitsflächenpotenziale haben wir? Welche Art von Unternehmen wollen wir wo ansiedeln? Und wie organisieren wir eine nachhaltige Arbeitszonenbewirtschaftung? Dazu brauchen wir eine Strategie mit konkreten Massnahmen.
Ein zweites Beispiel ist die unternehmerische Nachhaltigkeit. Die Firmen sind zunehmend gefordert, sich in diesem Thema zu engagieren und zu positionieren. Angesichts der steigenden Anforderungen seitens Kunden, Lieferanten, Mitarbeitenden, Kapitalgebern und Regulatoren müssen KMU im Bereich Nachhaltigkeit strategische Schritte unternehmen. Wir streben darum an, KMU im Umgang mit diesen Anforderungen zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, pragmatische Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu unternehmen.
Welche Begegnungen oder Ereignisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Es gibt einige Begegnungen und Ereignisse, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind. Natürlich zählen dazu unsere verschiedenen Veranstaltungen wie die Generalversammlung, die Bildungskonferenz, der Treffpunkt und das Innovationsforum. Besonders in Erinnerung bleibt der Treffpunkt – meine erste offizielle Veranstaltung – mit dem spannenden Input von Regierungsrat Martin Neukom und den angeregten Diskussionen zum Thema Stromlücke und den steigenden Energiepreisen. Aber auch das Innovationsforum bleibt haften, dank dem charmanten Inputreferat von Nathalie Bourquenoud und den aufschlussreichen Praxisinputs von Christof Hasler und Roger Neukom zur Frage, wie die Unternehmen auch in Zukunft mit innovativen Ansätzen motivierte Mitarbeitende finden und halten können. Sehr gefreut hat mich auch der offene Empfang beim Regionalen Ausbildungszentrum RAU, wo ich dieses Jahr in den Vorstand gewählt wurde. Von Anfang an stimmte die Chemie. So war ich z. B. beim RAU-Ausflug im Zoo und am Tag der offenen Tür mit meinen beiden Kindern dabei, was mir die Gelegenheit gab, das RAU-Team auch persönlich besser kennenzulernen.
Was haben Sie sich für 2024 für Ziele gesetzt?
Wir sind mit dem Leitenden Ausschuss gerade daran, unsere Strategie 2024–2026 zu erarbeiten. Wir haben den Anspruch, unsere Region ganzheitlich zu stärken. Standortförderung ist für uns mehr als Wirtschaftsförderung. Wir setzen uns für eine wirtschaftlich, gesellschaftlich und ökologisch attraktive Region ein.
Wo setzen Sie an?
Die zentralen Handlungsfelder, auf die wir uns fokussieren, umfassen Wirtschaft & Innovation, Bildung & Forschung, Kultur & Freizeit sowie Areal- & Standortentwicklung. In diesen Handlungsfeldern wollen wir einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Region leisten – mit konkreten Projekten.
Können Sie dazu schon etwas Detaillierteres sagen?
Wir haben viele Ideen: Zum Beispiel ein Angebot zur Unterstützung von KMUs im Bereich Nachhaltigkeit, ein Projekt mit Schulen und Lehrbetrieben zur Bewältigung des Fachkräftemangels oder die Förderung regionaler Produkte. Neben diesen Handlungsfeldern sind aber auch die klassischen Aufgaben der Standortförderung von Bedeutung, wie die Bestandspflege der ansässigen Unternehmen sowie die Kommunikation und Darstellung der Region nach innen und aussen. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem Leitenden Ausschuss die Weiterentwicklung der Standortförderung voranzutreiben und spannende Projekte zu realisieren.