WIE ZUGEWANDERTE WÄDENSWIL PRÄG(T)EN

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WIE ZUGEWANDERTE WÄDENSWIL PRÄG(T)EN

Die Historische Gesellschaft widmet sich in ihrer aktuellen Ausstellung Ein- und Auswanderungsgeschichten. Wirtschaftliche Zwänge oder das Hoffen auf ein besseres Leben waren und sind häufige Gründe für Migration.

Christian Winkler

Wer sich in vergangenen Jahrhunderten in den Kriegsdienst von fremden Heeren stellte, hoffte auf ein Abenteuer, oftmals aber auch auf gute Beute und ein Auskommen. Auch Wädenswiler suchten so ihr Glück. Als im 17. Jahrhundert die Armut wuchs, wanderten viele aus unserer Gegend nach Süddeutschland aus und bauten dort ein neues Leben auf. 

Chancen, wo es zuhause keine gab 
Nach Amerika zog es manche Auswanderer, weil es freies Land und Aufstiegsmöglichkeiten gab. So etwa Söhne der Graveure Brupbacher oder der Metallbauer Blattmann: Sie wussten, dass sie als Zweit- oder Drittgeborene nie die Firmen ihrer Väter übernehmen würden. In New Orleans entstand so um 1910 die «Blattmann Sheet Metal Works Inc.». 
Eingewanderte trugen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einen wesentlichen Teil zur Wirtschaft Wädenswils bei. Seien es die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Fabriken, weibliche Angestellte in privaten Haushalten und der Gastronomie oder Bauleute: Zugewanderte hielten den Motor am Laufen. Einige – etwa die Baufirmen Cavallasca, Ferrari oder Rota – etablierten sich langfristig. 

Für die Industrie zentral 
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Wirtschaft kräftig an und die Industrie suchte händeringend nach Arbeitskräften. Wädenswiler Firmen warben vor Ort in Italien, später auch in der Türkei um Angestellte. Die Seidenweberei Gessner druckte gar extra eine Broschüre für Weberinnen und empfahl – auf Deutsch, Italienisch und Spanisch – die Arbeitsbedingungen und die Unterkunft als besonders fortschrittlich. Mit letzterem war das 1956 erbaute «Mädchenheim für Fremdarbeiterinnen» an der Fabrikstrasse 1 gemeint. 

Die Frage nach dem Zuhause 
Für viele Zugewanderte ist Wädenswil mit der Zeit zum Zuhause geworden. Die Ausstellung zeigt auf Videos zwölf aktuelle Migrationsgeschichten. Auch die Besucherinnen und Besucher werden gefragt: Sind Sie von hier? Was bedeutet Heimat? Fragen, die Sie für sich persönlich beantworten dürfen. 

Ausstellung «eingewandert ausgewandert. Wädenswiler Migrationsgeschichten» 
Bis 24. April 2022 in der Kulturgarage Wädenswil. 

Öffnungszeiten: 
Mittwoch 14–17 Uhr
Samstag 14–17 Uhr
Sonntag 11–16 Uhr 

Ausstellungs-Soirées mit frisch zubereiteten syrischen Falafeln: Donnerstags, 24. März und 21. April; 18 bis 21 Uhr geöffnet.
Mehr Informationen unter www.historische.ch. 

Briefkopf der «Schroeder-Blattmann Sheet Metal Works, Inc.», um 1920. Bild: Privatbesitz