MIT INSTAGRAM UND TIKTOK AUF DER SUCHE NACH NACHWUCHSTALENTEN

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MIT INSTAGRAM UND TIKTOK AUF DER SUCHE NACH NACHWUCHSTALENTEN

In vielen Branchen wird es für Unternehmen immer schwieriger, Lernende zu finden, die ihren Ansprüchen genügen. So zum Beispiel im Handwerk. Wer trotzdem die besten Nachwuchstalente für sich gewinnen möchte, muss neue Wege gehen. Immer mehr Firmen setzen deshalb auf die Rekrutierung über Social Media. Ob das funktioniert, erzählen zwei Wädenswiler Betriebe.

Anja Kutter

Über die Hälfte der 13- bis 18-Jährigen verbringt heute mehr als drei Stunden täglich auf dem Smartphone. Viele sogar mehr als fünf Stunden. Dort nutzen sie die Zeit in erster Linie für Social Media. Auf Instagram, Snapchat, Youtube, TikTok usw. informieren sie sich über News, tauschen sich mit Freunden und Familie aus oder recherchieren zu Themen, die sie interessieren.
Wer diese jungen Menschen also erreichen und ansprechen will, der muss sich mit Social Media auseinandersetzen. Das gilt auch für Unternehmen, die auf der Suche nach neuen Lernenden sind. Nach Lernenden, die sich später zu kompetenten Fachkräften entwickeln und eine erfolgreiche Zukunft der Firma sicherstellen.

«In der Sprache der Jugend»
In den letzten Jahren haben auch viele kleinere und mittelgrosse Betriebe Zeit und Geld investiert, um ihre Social-Media-Kanäle so zu bewirtschaften, dass sie für junge Menschen attraktiv sind. In Wädenswil zum Beispiel das Regionale Ausbildungszentrum RAU. Geschäftsführer Alex Weingart sagt: «Wir möchten auf diesem Weg in der Sprache der heutigen Jugend die Schüler*innen motivieren, sich bei uns zu bewerben, ihnen mit wenigen Botschaften einen optimalen Eindruck vom RAU vermitteln und viele interessante Infos zu unserem Betrieb geben. Und zwar ohne viel Text, dafür mit Videos, Fotos und Piktogrammen.»

Seit einem halben Jahr befassen sich Alex Weingart und sein Team intensiv mit dem Thema Social Media. «Wir haben zum Beispiel Kurse besucht, um zu lernen, wie man attraktive Inhalte für Social Media erstellt. Und wir haben erkannt, dass wir die Sozialen Medien – von Instagram bis TikTok – auch als Bewerbungskanäle nutzen sollten. Die Generation Z hat keine Lust, sich einen halben Tag Zeit zu nehmen, um ein Bewerbungsdossier zusammenzustellen.»
Ganz so weit sei das RAU aber noch nicht, sagt Weingart. Aber: «Neu verzichten wir auf ein Bewerbungsschreiben. Das Einreichen von Lebenslauf und Zeugnissen reicht. Und wir versuchen, den Prozess so einfach wie möglich zu gestalten – auch auf unserer Website.» Wenn Ressourcen vorhanden seien, stelle das RAU Instagram und Whatsapp auch für Fragen von Schüler*innen bereit. «Das Ziel ist es, dass die gestellten Fragen innerhalb von einer, maximal zwei Stunden beantwortet sind.»

Im RAU kümmern sich unter anderem die KV-Lernenden um die Pflege der Social-Media-Kanäle.

Instagram-Kampagne mit Erfolg
Auch die Kägi + Co Heizung Sanitär AG hat sich vor einem Jahr entschlossen, eine Instagram-Kampagne zur Rekrutierung von neuen Lernenden und auch ausgelernten Mitarbeitenden zu lancieren. «Dadurch konnten wir zwei neue Angestellte gewinnen», sagt Inhaber Claudio Kägi. «Unsere Lernenden haben wir aber am Ende nicht nur über Social Media, sondern auch durch die Berufsmesse der OSW gefunden.» Trotzdem würde er die CHF 12 000.- wieder in die Kampagne investieren, welche immer wieder aktiviert werden kann. «Wir wollten neue Zielgruppen erreichen, was über die traditionellen Wege nicht geklappt hat – obwohl wir es fast ein Jahr lang versucht hatten.» Durch die Werbung auf Instagram seien 15 Bewerbungen reingekommen, fünf Personen hätten sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen. «Der grosse Vorteil an dieser Methode war, dass wir so auch Personen ansprechen konnten, die eigentlich gar nicht auf der Suche nach einer neuen Stelle waren.»

«Handwerker mögen keinen Papierkram»
Auch die Kägi + Co AG hat den Bewerbungsprozess bewusst schlank gehalten. Das Versprechen: Innert einer Minute zur Bewerbung. «Viele haben sich gemeldet, da sie nur drei Fragen beantworten mussten. Handwerker mögen keinen Papierkram», sagt Claudio Kägi lachend. 

Als positiv wertet er zudem, dass man auf Social Media ganz genau eingrenzen könne, welchen Personen die Werbung angezeigt wird. Zudem konnte die Kampagne laufend optimiert und am Ende auch ausgewertet werden. Ein halbes Jahr lang lief sie, nach drei Monaten kamen die ersten Bewerbungen rein. «Man muss deshalb früh genug beginnen, wenn man eine Stelle zu besetzen hat», betont Kägi. Abgeschlossen ist das Thema für ihn nicht: «Nächstes Mal werde ich auch TikTok und Snapchat für die Rekrutierung von Lernenden in Betracht ziehen.»

Gerade in handwerklichen Berufen ist es für Unternehmen zunehmend schwierig, talentierte Lernende zu finden.