FACHKRÄFTEMANGEL UND ENERGIEKOSTEN – DAMIT KÄMPFT UNSERE GASTRONOMIE

image description

FACHKRÄFTEMANGEL UND ENERGIEKOSTEN – DAMIT KÄMPFT UNSERE GASTRONOMIE

Auch nach der Pandemie haben unsere Gastro-Betriebe mit Herausforderungen zu kämpfen. Zu schaffen machen ihnen vor allem die angespannte Personalsituation sowie steigende Kosten. Auch die Wertschätzung lasse manchmal zu wünschen übrig. Deswegen die Branche zu wechseln ist für die Befragten aber keine Option. Zu schön sei das Gastroleben, sagen sie.

Anja Kutter

Kaum eine andere Branche spürt Trends und Veränderungen in der Gesellschaft so schnell wie die Gastronomie. Wie massiv die Gastro-Betriebe vor drei Jahren von den Einschränkungen der Pandemie betroffen waren, ist bekannt. Aber auch seit deren Ende mussten sie sich zahlreichen Herausforderungen stellen. Der Fachkräftemangel und die Energiekosten seien derzeit die grössten Probleme in der Branche, sagt der Präsident des Gastgewerbeverbands des Kantons Zürich, Urs Pfäffli. «Mitarbeitende aus dem Ausland, die während der Corona-Zeit nach Hause gegangen sind, kamen leider zum Teil nicht mehr zurück.» 

Urs Pfäffli wünscht sich, dass in Zukunft Quereinsteiger einen leichteren Zugang zu einem Berufsabschluss in der Gastronomie erhalten. Damit könnte man seiner Meinung nach dem Fachkräftemangel entgegenwirken. «Heutzutage absolvieren viele Menschen eine Zweitausbildung. Die Gastronomie eignet sich dafür bestens.» Auch von der Corona-Krise hätten sich noch nicht alle Betriebe erholt, so Pfäffli: «Vor allem in den urbaneren Gebieten des Kantons arbeiten viele Menschen nach wie vor im Homeoffice, zumindest teilweise. Das führt dazu, dass zum Beispiel für das Mittagsgeschäft weniger Kundinnen und Kunden vorhanden sind.» 

Grundsätzlich, sagt Pfäffli, gehe es den Gastro-Betrieben in den Städten aber gut. 

«Tagesgeschäft auf Vor-Pandemie-Niveau»

Und wie sieht es in Wädenswil aus? Georg Schiegl, Leiter Gastronomie vom Wädi-Brau-Huus auf dem Areal der alten Fabrik bestätigt die Aussagen des Verbandspräsidenten: «Das Tagesgeschäft und Buchungen von Events entsprechen bei uns in etwa dem Vor-Pandemie-Niveau. Die à-la-carte-Umsätze sind auf einem konstanten Level. Nach wie vor sehr angespannt ist aber die Personalsituation.» Es sei eine Tatsache, dass immer weniger Leute in der Gastronomie arbeiten möchten: «Neues qualifiziertes Personal zu finden ist aktuell äusserst schwierig.» 

Leute glücklich machen 

Georg Schiegl sieht die Lösung einerseits in besseren Rahmenbedingungen für Angestellte. Ausserdem müssten sich die Menschen bewusst werden, wie schön das Gastroleben sei: «Täglich neue Herausforderungen und sich wandelnde Bedürfnisse der Gäste machen den Job spannend.» Und es sei in dieser Branche verhältnismässig einfach, Leute glücklich zu machen: «Der Restaurant- oder Beizenbesuch zählt zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Wenn wir unsere Arbeit gut machen, schauen wir täglich in viele glückliche Gesichter. Das geniesse ich sehr.»

«In der Gastronomie ist es verhältnismässig einfach, Leute glücklich zu machen», sagt Georg Schiegl vom Wädi-Brau-Huus. Zum Beispiel mit solchen Leckerbissen.

Steigende Kosten beschäftigen

Auch im Hotel und Restaurant Engel ist es eine grosse Herausforderung, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Derzeit noch mehr beschäftigen das Team allerdings die steigenden Kosten. «Die Strom-, Gas-, Wäscherei-, Geräteunterhalt- und Warenkosten sind enorm gestiegen», sagt Geschäftsführer Ilidio Ramires. Das sei in der Gastronomie ein besonders grosses Problem, da hier die Margen nicht sehr hoch seien. «Zudem ist es unmöglich, die Preiserhöhungen auf unsere Gäste abzuwälzen. Wir wünschen uns deshalb, dass sich vor allem die Strom- und Gaspreise bald wieder normalisieren.» Im Allgemeinen könne sich der Engel aber nicht beschweren. «Der gesamte Betrieb läuft sehr gut. Wir sind zufrieden.» Von der Pandemie hätten sie sich vollständig erholt. Und gerade das Hotel sei sehr gut gebucht: «Wir wären froh, wir hätten noch ein paar Zimmer mehr.»

Gastronomie trägt zu Lebensqualität bei

Eine Sache wünschen sich alle befragten Personen aus der Corona-Zeit zurück: Die Wertschätzung. «Es wäre schön, wenn diese wieder auf das damalige Niveau ansteigen würde», sagt Georg Schiegl vom Wädi-Brau-Huus. «Nicht nur zwischen Mitarbeitenden und Gästen», fügt Verbandspräsident Urs Pfäffli hinzu: «Auch innerhalb des Teams und in der Gesellschaft.» Denn welch grosser Beitrag die Gastronomie an die Lebensqualität leistet, habe sich während Corona eindrücklich gezeigt.