Anfang Jahr hat Stefan Lüthi die Nachfolge von Beat Ritschard als Standortförderer des Bezirks Horgen angetreten. Wie er die Region weiterbringen möchte, erzählt er im Interview.
Anja Kutter
Stefan Lüthi, Sie sind der neue Standortförderer des Bezirks Horgen.
Was möchten Sie für die Region Zimmerberg-Sihltal bewirken?
Ich habe zwei übergeordnete Ziele. Zum einen möchte ich das Profil und die Visibilität
des Wirtschaftsstandorts Zimmerberg-Sihltal schärfen und für überregionale Bekanntheit sorgen. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass unsere Region ein hochattraktiver Arbeitsplatzstandort ist mit vielen innovativen und hochkarätigen Arbeitgebern.
Und Ihr zweites Ziel?
Ich möchte ansässige und interessierte neuen Firmen und Organisationen dabei unterstützen, in unserer Region geeignete Flächen zu finden. Die wenigen Flächen, die noch zur Verfügung stehen, sollen sinnvoll genutzt werden.
Was werden Sie als Erstes in Angriff nehmen?
Ziel der Startphase ist es, mich als Standortförderer und Ansprechpartner mit regionalwirtschaftlicher Kompetenz zu etablieren und Vertrauen zu schaffen. Dazu werde ich zu Beginn eine Kennenlern-Tour starten mit vielen persönlichen Gesprächen mit der Verwaltung, der Politik, den Firmen und weiteren Anspruchsgruppen. Gleichzeitig möchte ich Ideen für Neues entwickeln.
Wodurch zeichnet sich unsere Region sie Ihrer Meinung nach besonders aus?
Wir gehören zu den Regionen mit der höchsten Lebensqualität auf der Welt. Der Mix an Standortfaktoren macht es aus! Wir sind Teil eines dynamischen Metropolitanraumes, haben innovative Unternehmen und ausgezeichnete Hochschulen, Forschungsinstitutionen und berufliche Ausbildungseinrichtungen. Die Erreichbarkeit ist hervorragend und wir verfügen über lebenswerte Gemeinden mit hoher Aufenthaltsqualität, einem kleinen, aber feinen Kulturangebot und einer aussergewöhnlichen Naturlandschaft. Das ist im internationalen Vergleich einzigartig.
Wo liegen die Herausforderungen?
Zum Beispiel bei den steigenden Immobilienpreisen. Der Detailhandel und die Gewerbebetriebe in den Ortszentren stehen zunehmend unter Druck. Dies zeigt: Wir müssen an der Qualität unserer Region als Arbeits- und Lebensraum arbeiten und dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen.
Welchem Bereich gilt es denn besondere Aufmerksamkeit zu schenken?
Zum Beispiel der gerade erwähnten Ortsentwicklung und dem Zusammenspiel von Wohnen und Arbeiten. Die Ortszentren müssen nicht nur die Nahversorgung sicherstellen, sondern auch als Ort der Begegnung, der Identität und der Kultur dienen. Die steigenden Immobilienpreise stellen dieses vielfältige Gefüge vor Herausforderungen. Detailhandel und Gewerbe stehen unter Druck. Mit einem pragmatischen Angebot möchte ich die Gemeinden unterstützen, in dieser Frage einen Schritt weiterzukommen.
Wo muss man neben der Ortsentwicklung hinschauen?
Beim Fachkräftemangel. Die Vernetzung der Unternehmen mit den bestehenden Institutionen im Bereich Bildung und Forschung muss weiter gepflegt werden. Mit der ZHAW, dem Regionalen Ausbildungszentrum in Au-Wädenswil, der Berufswahlschule in Oberrieden oder dem Bildungszentrum Zürichsee in Horgen etc. gibt es viele attraktive Anknüpfungspunkte. Auch die neue Kantonsschule bietet Potenzial. Es braucht aber auch pragmatische Lösungen unter den Firmen. Bei fehlenden Fachkräften können sie sich gegenseitig aushelfen oder spannende Bewerbungsdossiers, die sie nicht weiterverfolgen konnten, im Netzwerk vermitteln.
Wo werden Sie die Firmen zudem unterstützen?
Bei der Nachhaltigkeit. Die Firmen sind gefordert, sich in diesem Bereich zu engagieren und zu positionieren. Aber was bedeutet Nachhaltigkeit für eine Firma? Im Rahmen der Standortförderung möchte ich mit einem pragmatischen Angebot KMUs bei einer ersten, groben Bedürfnisabklärung unterstützen und ein mögliches Vorgehen aufzeigen.
Ihr Tätigkeitsfeld als Standortförderer ist breit und vielfältig. Wie würden Sie es beschreiben?
Als Standortförderer bin ich Anlaufstelle und leiste gute Dienste: Ich bin Netzwerker, Koordinator und Vermittler, Kümmerer und Macher. Ich lanciere und begleite Projekte: z. B. Clusterprojekte, Arealpositionierungen, Ortsentwicklungsprojekte etc. Ich bin Kommunikator und Moderator.
Und wenn Sie jetzt wünschen könnten: Was würden die Menschen in der Region in 5 Jahren über Sie als Standortförderer sagen?
Lassen Sie mich das in Form von vier Adjektiven zusammenfassen: lösungsorientiert, pragmatisch, wirkungsvoll und kollaborativ.
Zur Person
Stefan Lüthi (Dr. phil., Geograf) ist Partner der Zürcher Beratungsfirma BHP – Brugger und Partner AG und seit vielen Jahren in der Standortförderung und -entwicklung tätig. Nun übernimmt er mit der Aufgabe als Standortförderer der Region Zimmerberg-Sihltal auch operative Verantwortung. Das Mandat übernimmt der 44-Jährige als Partner von BHP: «Dadurch profitiert die Region auch von viel Erfahrung, einem schweizweiten Firmennetzwerk und von aktuellem Wissen zur nachhaltigen Entwicklung», sagt er. Stefan Lüthi lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Aeugst am Albis im Knonauer Amt.