ZUG UM ZUG – SEIT 150 JAHREN

Liebe Leserinnen und Leser

Vor 150 Jahren fuhr zum ersten Mal ein Zug am linken Zürichseeufer – und mit ihm begann eine neue Zeitrechnung. Wädenswil, bis dahin geprägt vom Verkehr über den See, erhielt plötzlich ein Tor zur Welt. Zürich, Chur, Basel – ja, sogar Paris – rückten in greifbare Nähe.

Die Eisenbahn hat unsere Stadt verändert. Sie war Motor für die Wirtschaft, als etwa die Brauerei Wädenswil 1877 begann, ihr Bier auf der Schiene zu transportieren. Ein Stück Wädenswiler Lebensfreude rollte so schneller als je zuvor nach Zürich. Sie war Chance für die Menschen: Lehrlinge fanden neue Wege in die Stadt, Arbeiter neue Möglichkeiten, Familien neue Verbindungen. Und sie war Ort des Aufbruchs – der Bahnhof wurde zum Herzstück Wädenswils.

Natürlich lief nicht alles glatt. In Horgen rutschten zwei Tage nach der Eröffnung die Geleise in den See – samt Toilettenhäuschen. In Wädenswil hingegen blieb alles stabil. Vielleicht ein Zeichen: Wir halten den Kurs, selbst wenn rundherum die Welt in Bewegung gerät.
Ich selbst fahre seit fast vierzig Jahren auf dieser Strecke. Als Schüler habe ich darin geschlafen – und verschlafen. Heute bringt mich die Bahn nach Bern, wo ich mich als Präsident der Verkehrskommission mit der Mobilität der Zukunft befasse. Und ich bin überzeugt: Die Bahn wird noch wichtiger werden. In Zeiten von Klimawandel und Verkehrsdruck bleibt sie das Rückgrat einer nachhaltigen Mobilität in unserem Land.

Vor einigen Wochen durften wir dieses Jubiläum feiern, mit einem vielfältigen Fest und einer Loki-Taufe. Das war wunderbar! Ich danke herzlich den Organisatoren Christoph Lehmann, Ernst «Grübi» Brupbacher und Martin Peter, die das alles mit vielen Helferinnen und Helfern, Sponsoren und Partnern ermöglicht haben.

Ein Jubiläum ist nicht nur Erinnerung, sondern Auftrag: Wir müssen investieren – in Bahnhöfe, in moderne Züge, in eine klimafreundliche Mobilität. Und so freue ich mich, dass der Bahnhof Wädenswil voraussichtlich ab 2028 modernisiert und ausgebaut wird, auch wenn sich damit rund um den Bahnhof einiges verändern wird. Doch nur so können auch kommende Generationen sagen: Diese Bahn hat uns verbunden – mit dem See, mit der Schweiz, mit der Zukunft.

Philipp Kutter
Stadtpräsident